Die Älteren unter uns kennen sie noch, die dunklen Plomben in den Backenzähnen: Amalgam gehörte bis vor einigen Jahren zur Standardversorgung beim Zahnarzt – fast jeder Dritte in Deutschland hat noch mindestens eine Altlast aus Schwermetall im Mund.
Amalgam – seit mehr als 100 Jahren wird die Mischung aus verschiedenen Schwermetallen verwendet, um Karieslöcher an den Zähnen kostengünstig zu füllen. Bei den gesetzlichen Krankenkassen ist es auch heute noch die Regelversorgung, obwohl das Material stark in der Kritik steht. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es auch Quecksilber enthält, das unter Umständen zu toxischen Belastungen führen kann. Es gibt zwar keine validen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die tatsächlichen Nebenwirkungen und langfristigen Auswirkungen. Das aktuelle EU-Recht hat dennoch den Einsatz bei Kindern unter 15 Jahren, bei Schwangeren und bei bestimmten Erkrankungen eingeschränkt. Auch wir verwenden diesen Werkstoff zum vorsorglichen Gesundheitsschutz unserer Patienten schon lange nicht mehr.
Amalgam: raus oder nicht?
Wer noch Altlasten im Mund hat, muss jetzt nicht umgehend aktiv werden: Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellen ordnungsgemäß gelegte und intakte Amalgamfüllungen in der Regel kein Risiko dar. Allerdings sollten sie regelmäßig kontrolliert werden. Denn sind sie undicht oder es hat sich ein Spalt zum Zahn gebildet, können Quecksilberdämpfe entstehen, die über die Mundschleimhaut in den Organismus gelangen und allergische Reaktionen oder Folgekrankheiten hervorrufen können. Und dann ist eine Entfernung dringend zu empfehlen.
Sorgfältig sanieren
Eine nachhaltige Amalgamsanierung braucht vor allem eines: Viel Zeit und allerhöchstes Know-how. Bei der Entfernung des grauen Materials besteht nämlich das größte Quecksilberbelastungspotenzial. Das Risiko lässt sich allerdings deutlich minimieren: Ein Spanngummi isoliert den Zahn, damit Amalgampartikel nicht in den Mundraum gelangen und verschluckt werden. Wir verwenden besondere Bohrer, die mit niedriger Drehzahl und geringer Hitzeentwicklung die Entstehung von Quecksilberdampf reduzieren, und spezielle Absaugvorrichtungen, die verhindern, dass freigesetzte Dämpfe eingeatmet werden. Im Zahngewebe verbliebenes Amalgam, das beim Ausbohren nicht erreicht werden konnte, wird mit einer Natriumthiosulfatspülung gebunden und neutralisiert. Nach einer erfolgreichen Amalgamentfernung kann zudem eine Ausleitung des Quecksilbers im Körper sinnvoll sein.
Gut gefüllt
Nach einer Amalgamentfernung gibt es verschiedene Alternativen, den Zahn mit modernen und biokompatiblen Materialien zu restaurieren. Kleinere Löcher lassen sich gut mit substanzschonenden Kompositfüllungen ausbessern, die schichtweise eingebracht werden, unter Lichteinwirkung aushärten und den Zahn von innen heraus stabilisieren. Bei größeren Baustellen sind Einlagefüllungen aus Keramik optimal. Diese sogenannten Inlays werden in unserem Zahnlabor maßgefertigt und anschließend in den Zahn eingesetzt.
Keine Kassenleistung
Eine Amalgamsanierung muss in den meisten Fällen vom Patienten selbst getragen werden. Nur unter bestimmten Voraussetzungen beteiligen sich die Krankenkassen an den Kosten, zum Beispiel, wenn die Füllung nicht mehr in Ordnung, also defekt ist. Allerdings nur in der Höhe der Regelversorgung, das heißt, die Kasse zahlt so viel, wie eine neue Amalgamfüllung kosten würde. Nur bei Kindern unter 18 Jahren, Schwangeren, Menschen mit Nierenerkrankungen oder nachweislichen Allergien, Unverträglichkeiten und gesundheitlichen Gründen beteiligen sich die Krankenkassen mit höheren Zuzahlungen an den Kosten für hochwertigere Alternativen.
Wird eine höherwertige Versorgung gewünscht, wie zum Beispiel Kompositfüllungen oder Inlays aus Keramik, fällt immer ein Eigenanteil an, den der Patienten selbst zahlen muss. Hier kann sich eine Zahnzusatzversicherung durchaus lohnen. Gleiches gilt, wenn bestehende Amalgamfüllungen aus rein ästhetischen Gründen ersetzt werden sollen.