Unter der Oberfläche unserer Zähne schlummert versteckt empfindliches Gewebe – wird es von Bakterien angegriffen und entzündet sich, droht der Verlust des Zahns. In der Endodontie beschäftigen wir uns mit diesen verborgenen Strukturen. In vielen Fällen können wir die Wurzel so behandeln, dass auch ein angegriffener Zahn im Mund bleiben kann.
Unser Mund ist ein Meer voller Eisberge. Was wir von unseren Zähnen sehen, ist nur die Spitze, die Zahnkrone. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich ein Großteil dessen, was unseren Zahn ausmacht. In den meisten Fällen, zum Beispiel bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung, beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem sichtbaren Teil des Zahns. Wir reinigen ihn gründlich, damit Bakterien ihn nicht beschädigen und ins Innere des Zahns gelangen können.
Zahnwurzeln unter der Oberfläche
Dort liegen die Strukturen, die ohne den Zahnschmelz angreifbar wären. Er ist der Beschützer, der härteste Stoff, den unser Körper vorweisen kann. Ein kleines Manko ist jedoch, dass er anders als Haare, Nägel oder auch unsere Haut nicht nachwächst. Dadurch müssen wir mit einer gründlichen Mundhygiene dafür sorgen, dass er nicht durch Bakterien angegriffen wird. Ist der Schutzwall intakt, liegt darunter gut versteckt das Zahnbein – eine gelbliche Substanz, die ebenfalls knochenhart, aber viel elastischer als der Zahnschmelz ist. Das Zahnbein ist durchzogen von feinen Nervenkanälen, die es schmerzanfällig machen, wenn beispielsweise Kariesbakterien ein Loch durch den Zahnschmelz gerfressen haben. Während das Zahnbein über der Zahnfleischoberfläche vom Zahnschmelz umgeben ist, wird es unterhalb durch das Wurzelzement umgeben, das zu einem Großteil aus Mineralien besteht, die es hart und widerstandsfähig machen – und den Zahn so im Kieferknochen „einzementieren“. Gut geschützt durch Schmelz und Zement dient das Zahnbein seinerseits als Schutzmantel für das sensible Zahnmark, auch Pulpa genannt. Es enthält Strukturen wie Blutgefäße, Nervenbahnen, Bindegewebe und Zellen, die für die Entwicklung des Zahns wichtig sind. Außerdem ist es sehr empfindlich. Die Nervenbahnen leiten Reize wie Hitze oder Kälte und Schmerz weiter. Durch tiefe Kariesinfektionen oder auch einen Unfall können Bakterien in das Zahnmark vordringen und dort schmerzhafte Entzündungen verursachen. Wenn so eine Entzündung weiter fortschreitet, kann sie den Kieferknochen angreifen und wir müssen den Zahn im schlimmsten Fall entfernen. Mit Implantaten haben wir heute zwar hervorragende Möglichkeiten, einen fehlenden Zahn zu ersetzen. Aber mit den modernen Methoden der Endodontie können wir diesen endgültigen Schritt in der Regel vermeiden und die natürliche Zahnsubstanz langfristig sichern.
Professionelle Wurzelbehandlung: Rettungseinsatz in der Tiefe
Damit während des Eingriffes keine Keime aus der Mundhöhle an die Wurzelkanäle gelangen können, isolieren wir zunächst den zu behandelnden Zahn mit einem Kofferdam, bevor wir ihn über die Zahnkrone schonend öffnen. Für den nachhaltigen Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung ist die sorgfältige Aufbereitung und Desinfektion der betroffenen Kanäle der entscheidende Faktor. Das erfordert ein Höchstmaß an Präzision, denn das Innere unserer Zähne ist ein unregelmäßig geformtes Kanalsystem und es braucht viel Erfahrung und Zeit, um auch die nicht direkt zugänglichen Teile vom infizierten Gewebe zu säubern. Da diese verästelten und haarfeinen Kanäle mit dem Auge nicht zu sehen sind, arbeiten wir immer mit modernen Hilfsmitteln wie der digitalen Röntgentechnik und Vergrößerungshilfen wie dem OP-Mikroskop, um sie aufzufinden und optimal versorgen zu können. Haben wir alle Kanaleingänge entdeckt und dargestellt, beginnt die Arbeit im Zahninneren. Dabei gehen wir mit höchster Präzion ans Wurzelwerk: Mit feinsten maschinell betriebenen Instrumenten, die gerade einmal so dick wie ein Haar und zudem hochflexibel sind, gelingt es uns, die komplexen Strukturen des Zahninnerens sorgfältig aufzubereiten und mit antibakteriellen Lösungen zu desinfizieren. Je nach Entzündung und Zahnstruktur können mehrere Sitzungen notwendig sein, um wirklich alle Bakterien zu beseitigen. Erst wenn das erkrankte Gewebe restlos entfernt ist und der Zahn keine Schmerzen mehr bereitet, wird die Wurzelkanalstruktur wieder gefüllt und verschlossen. Um ein erneutes Eindringen von Bakterien zu vermeiden, muss diese Füllung aus einem biokompatiblen Naturmaterial, der sogenannten Guttapercha, unbedingt so dicht wie nur möglich sein – wird nicht die komplette Länge des Wurzelkanals ausgefüllt, kann es schnell wieder zu einer Infektion kommen. Und darum gehen wir auf Nummer sicher: Mit der elektronischen Längenvermessung (Endometrie) steht uns eine hochmoderne Technik zur Verfügung, die eine exakte Bestimmung der Kanallänge und die optimale Versiegelung der Wurzeln ermöglicht.
Mithilfe der modernen Endontie kann ein Zahn noch lange im Mund verbleiben – allerdings ist er nach einer Wurzelbehandlung deutlich instabiler als ein gesunder Zahn. Mit sogenannten dentinadhäsiven Rekonstruktionen, also mehrschichtigen Füllungen aus Komposit, bauen wir Zähne naturgetreu wieder auf und stärken sie sozusagen von innen heraus. Bei größeren Defekten ist diese Technik nur bedingt geeignet: Gerade im Seiten- und Backenzahnbreich ist eine Teil- oder Vollkrone aus Keramik meist die bessere Alternative, da die Kaukraft dort besonders hoch ist.
Ausreichend reicht nicht!
Eine Wurzelbehandlung ist aufwendig und leider oft auch mit Zuzahlungen für den Patienten verbunden. Denn die Gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten der Behandlung zwar unter bestimmten Voraussetzungen – allerdings nur für die sogenannte Regelleistung. Das ist aber nicht das, was wir als Spezialisten unter einer hochwertigen Wurzelbehandlung verstehen und daher setzen wir sinnvolle technische Hilfsmittel wie das OP-Mikroskop und die elektronische Längenvermessung generell ein. Diese übernehmen die Kassen in der Regel nicht. Aber genau diese Hilfsmittel bieten die bestmögliche Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg einer endodontischen Therapie, daher lohnt sich die Zuzahlung, auch wenn sie privat gezahlt werden muss. Sprechen Sie uns an – wir informieren Sie gerne über alle Kosten.